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Bergfexe unter sich

24.11.2021, Lesezeit 6 Minuten
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Das Team der HTB im Salzburger Fusch hat heuer den SOLID Bautechpreis gewonnen – mit technischem Know-how, Mut und viel Liebe zu den Bergen.

Die HTB Baugesellschaft ist mit ihren sieben Niederlassungen ein Tochterunternehmen der Swietelsky AG. Ihre Schwerpunkte liegen im Hochgebirgs- und Spezialtiefbau, im Holzbau sowie in der Errichtung von Hängebrücken und Erlebnissteigen. Die Niederlassung in Fusch an der Großglocknerstraße befindet sich im Salzburger Pinzgau mit Blick auf den höchsten Berg Österreichs. Kürzlich wurde man hier mit dem SOLID Bautechpreis für die Realisierung der Wendetreppe Helix beim Naturspektakel Liechtensteinklamm ausgezeichnet. Ein guter Grund, das erfolgreiche Team mit einem Porträt vor den Vorhang zu holen. Infos zu diesem Projekt finden Sie hier. Im Jänner 2020 haben die rund hundert Mitarbeiter am Standort ein neues Bürogebäude mit angrenzender Werkstatt bezogen.

Holzelemente geben den offenen Räumen mit weißen Möbeln eine angenehme Atmosphäre. Die Kollegen sind besonders auf einen wertschätzenden Umgang miteinander bedacht und haben vieles gemeinsam: die Liebe zu den Bergen, Mut, technisches Know-how und Muskelkraft. „Unsere Mitarbeiter kommen zu jeweils einem Drittel aus der Region, aus Kärnten und aus Osttirol“, erzählt Kurt Neuschmied, als Geschäftsführer insbesondere für die Standorte Zirl, Schwoich, Fusch, Lienz und Klagenfurt zuständig. Besonders freut ihn, dass sich viele neue Mitarbeiter über Empfehlungen von Kollegen bewerben. Seine Niederlassungen bearbeiten Projekte in Salzburg, Kärnten, Osttirol sowie im Ausland.

Infos zu den Leistungen und Referenzen der HTB Baugesellschaft finden Sie hier.

Hermann Ho Êllwarth (1)
Hermann Höllwart (35), Polier

Höllwart absolvierte nach der Landwirtschaftsschule die Mechatroniker-Lehre. Im Jahr 2012 hat er als Partieführer bei der HTB begonnen. Ein Projekt in Kroatien blieb ihm besonders in Erinnerung. In einer Bergsiedlung, circa eine halbe Autostunde von Split entfernt, fielen Steine von der Felswand auf die Häuser der Einwohner. Eineinhalb Jahre war Höllwart vor Ort und errichtete gemeinsam mit seinen Kollegen die Felssicherungen. „Die Einwohner waren uns sehr dankbar, denn sie haben sich vorher in ihrem Zuhause nicht mehr sicher gefühlt“, erzählt der Polier. Auch bei den mit SOLID Bautechpreisen ausgezeichneten Projekten „Liechtensteinklamm“ und am „Untersberg bei Salzburg“ war Höllwart mit von der Partie. Zwei Jahre haben die Arbeiten an der Liechtensteinklamm mit durchschnittlich 25 Kollegen gedauert. Im Sommer hat das Team bereits um fünf Uhr Früh gestartet, da die Temperaturen am Nachmittag in der Klamm oft bis zu 45 Grad angestiegen sind. In seiner Jugend war er U17-Judo-Staatsmeister und aktiv im Profisport tätig. Heutzutage ist der begeisterte Skifahrer auf „Ranggel“-Wettbewerben unterwegs. Diese uralte Kampfsportart mit keltischen Wurzeln ist eine Mischung aus Judo und Ringen und erfordert Technik, Mut, Geschicklichkeit und Kraft.

Markus Kraxner
Markus Kraxner (42), Oberbauleiter

Der gebürtige Innsbrucker begann im Jahr 2007 nach Abschluss des Studiums Bauingenieurwesen als Techniker bei den HTB-Niederlassungen in Innsbruck und Wörgl. 2010 startete das Unternehmen seine Aktivitäten in Zell am See. Kraxner begann mit fünf Mitarbeitern die Geschäfte im Pinzgau aufzubauen. Schwierig gestalteten sich die ersten Kundenkontakte, da im Firmenwortlaut noch „Imst“ vorkam und das in Kombination mit einem Tiroler Bauleiter im Salzburger Land für Skepsis sorgte. „Wir sind ins eiskalte Wasser gesprungen: Auf dem SWIETELSKY-Lagerplatz in Zell am See haben wir uns Platz für zwei 10x20-Container angemietet. Im Vergleich zu damals arbeiten wir jetzt in einer Komfortzone mit perfekter Infrastruktur und eigener Werkstatt“, erzählt Kraxner. Die AlpspiX (Deutschland) ist ein Projekt, das dem Tiroler Oberbauleiter in Erinnerung geblieben ist. Rund 25 Meter lange, verglaste Stege aus Stahl ermöglichen uneingeschränkte Weit- und Tiefblicke auf die Zugspitze. Nach jahrelangem Pendeln hat sich Kraxner mittlerweile in einem Nachbarort von Fusch niedergelassen. Die Berge spielen auch in seiner Freizeit eine große Rolle: Beim Radfahren im Sommer und auf Skitouren im Winter tankt er Kraft für die täglichen Herausforderungen.

Michael Rieger
Michael Rieger (38), Polier

Der Kärntner kam beim abendlichen Ausgehen mit einem HTB-Mitarbeiter ins Gespräch. Einen Tag nach dem Vorstellungsgespräch in einem Café nahe der Niederlassung in Fusch startete Rieger 2011 als Vorarbeiter. Zufrieden schaut er auf die letzten zehn Jahre zurück, denn „ich darf dort arbeiten, wo andere Urlaub machen“. Neben vielen Aussichtsplattformen war er auch bei der Errichtung der Hängebrücke in Gastein dabei. Am liebsten sind ihm größere Projekte. „Wir kennen uns gut untereinander, weil wir immer Bekannte und Freunde zum Unternehmen bringen. So spürt man gar nicht, dass wir jetzt ein großes Team sind.“ Im Sommer pendelt Rieger jeden Tag fünfzig Minuten über den 3798 Meter hohen Großglockner zu seiner Familie. Ende Oktober wird die Straße gesperrt, er fährt dann nur an den Wochenenden nach Hause. Während der letzten drei Winter, von Dezember bis Ende März, besuchte Rieger die Polierschule an der HTL Villach, die er heuer erfolgreich abgeschlossen hat. 2017 ist er mit seiner Frau und den zwei Kindern in das neue Haus gezogen. Sein Hobby, das Fußballspielen, hat er nun nach 25 Jahren aufgegeben. Jetzt genießt er die Zeit mit seinen Kindern, die schon fleißig Ski fahren, und baut am eigenen Haus weiter.

Horst Krainz
Horst Krainz (47), Disponent

Bis 2020 war Krainz Projektleiter in der Flugdienstleistungsbranche mit Hubschraubern. Schon während dieser Tätigkeit hat er für die HTB Aufträge übernommen. Krainz ist die Schnittstelle zwischen der Werkstatt und den Bauleitern. Neben der Einteilung der Maschinen für die Baustellen ist er auch für deren Wartung zuständig. In Besprechungen mit den Bauleitern wird sichergestellt, dass die Baumaschinen zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung stehen und keine Verzögerungen auf den Baustellen verursacht werden. Die Maschinen und das Team werden oft mit Hubschraubern zur Höhenbaustelle gebracht. Wetterveränderungen können jede gute Planung noch einmal kräftig durcheinanderbringen. Deshalb muss das Team in solchen Situationen schnell reagieren. Was die Arbeitsatmosphäre bei der HTB ausmacht? „Ein Vorteil ist, dass wir alle hier am Standort sind und viel miteinander reden. Natürlich streiten wir auch, aber dann ist die Sache vom Tisch.“ Der kommunikative Pinzgauer ist Hobbylandwirt. Heuer hat er Hühner, Enten, Ziegen und Schafe auf seinem Hof. Die Jagdprüfung ist für das Frühjahr 2022 geplant. Ganz besonders genießt er die Zeit auf seiner Almhütte in Gastein. Auf 1500 Metern ist er allein mit der Natur. Mit seiner Frau und seinen beiden Kindern wird er heuer das Weihnachtsfest dort feiern.

Philipp Wallner
Philipp Wallner (33), Bauleiter

Wallner ist seit den Anfängen von HTB in Salzburg dabei. Zu Beginn war er Sekretär, Lagerleiter, Einkäufer, Techniker sowie Bauleiter und Zuständiger für die Büropflanzen, also quasi ein Mann für fast alles. Von dieser Pionierzeit profitiert das HTB-Urgestein noch heute. Der Einblick in viele verschiedenen Bereiche hilft ihm bei seinen aktuellen Aufgaben. So kann er die Dauer von internen Prozessen gut einschätzen. Sein bisher größtes Projekt ist die Errichtung der 380-kV-Leitungen, die seit März 2020 verlegt werden. Diese Ringleitungen werden bis Elixhausen/Salzburg reichen. Durch die Salzburgleitung wird der österreichische 380-kV-Ring, das Rückgrat der heimischen Stromversorgung, in Westösterreich geschlossen. Spannend findet Wallner, dass er so viele Aspekte für ein Projekt berücksichtigen muss. Dazu gehört auch mal, dass Frösche umgesiedelt werden. Der Mann mit dem umfangreichen Wissen kommt aus Heiligenblut. Als aktives Mitglied des Musikvereins und der Bergrettung trifft er einige Kollegen auch in der Freizeit. Gerade letztes Wochenende traf er bei einem Almabtrieb zufällig einen Kollegen auf einer Osttiroler Schutzhütte, wo sie dann gemeinsam feierten und mit seiner „Quetschn“ (umgangssprachlich für Ziehharmonika) musizierten.