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Kallinger – Spezialisten für innerstädtischen Gleisbau

11.04.2023, Lesezeit 7 Minuten
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Das SWIETELSKY-Tochterunternehmen mit Sitz in Fischamend ist aktuell in einer ARGE für den Ausbau der U-Bahn-Linie U2 in Wien verantwortlich. Auch über Tage, konkret im Straßenbahnbau, zählt Kallinger zu den Experten des innerstädtischen Gleisbaus.

Nahe dem Flughafen Wien liegt das Gebäude mit den Büros von SWIETELSKY-Bahnbau sowie der Tochterunternehmen Kallinger und Bahnbau Petri. Auf dem Weg zur Kallinger-Zentrale nach Fischamend leuchtet einem schon von Weitem das Gelb des imposanten Maschinenparks entgegen. Da wirkt das graue Bürogebäude nebenan sogar ziemlich unscheinbar. Die Kallinger Bau GmbH ist Teil der Bahnbausparte der Unternehmensgruppe SWIETELSKY und auf die Errichtung von Infrastruktur für Straßenbahn und U-Bahn spezialisiert. Durch die Übernahme im Jahr 2000 hat der Konzern die Lücke im innerstädtischen Gleisbau geschlossen. Zusammengearbeitet haben der für seine Großbaustellen und spektakulären Maschinen bekannte SWIETELSKY-Bahnbau und Kallinger schon vor der Übernahme, etwa mit der gemeinsamen Nutzung von Bahnbaumaschinen in einer Arbeitsgemeinschaft. „Wir können als Unternehmen frei und eigenständig arbeiten. Die Entscheidungswege sind kurz. Andererseits sind wir als Teil der SWIETELSKY-Unternehmensgruppe imstande, größere Investitionen zu tätigen oder bei Auslandseinsätzen dabei zu sein. Ich kann mir vorstellen, dass gerade im Osten Deutschlands noch größere Aufträge auf uns warten“, zeigt sich Kallinger-Geschäftsführer Jörg Dallner zuversichtlich.

Gleisbauer/innen am freien Markt anzuwerben sei so gut wie unmöglich. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kommen oft aus dem Bau- und Baunebengewerbe und werden vor Ort auf der Baustelle angelernt. Zusätzlich wird eine Ausbildung an der Gleisbauschule angeboten: Auf der Baustelle zählt jeder Millimeter, auch Temperaturunterschiede haben wesentliche Auswirkungen. Bei Kallinger ist man stolz auf viele langjährige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Erst letztes Jahr wurde ein Kollege nach 47 Dienstjahren in die Pension verabschiedet.

Lukas Peska (1)
Lukas Peska (31), Gleisbauer

Es war seine Lebensgefährtin, die Lukas den Gleisbau schmackhaft machte. Sie ist bei den Wiener Linien beschäftigt und erzählte mit Begeisterung von ihrem Arbeitsalltag. Lukas hatte eine Lehre zum Maler und Anstreicher absolviert und war insgesamt zehn Jahre in seinem gelernten Beruf tätig. Er sehnte sich nach einer beruflichen Veränderung und die zu Hause verbreitete Begeisterung schwappte auf ihn über. Nun ist er bereits seit dreieinhalb Jahren bei Kallinger tätig. Lukas ist froh, den Schritt gewagt zu haben. Sein Arbeitsalltag ist vielseitig und abwechslungsreich. Nächstes Jahr wird er für circa zwei Monate die Gleisbauschule in Guntramsdorf besuchen.

Im Moment arbeitet er am Wiener U-Bahn-Projekt U2. Das Team besteht aus zwanzig Gleisbauerinnen und Gleisbauern, die Hälfte davon sind beim ARGE-Partner angestellt. Lukas fühlt sich sehr wohl im gemischten Team: Nicht nur von den eigenen Kolleginnen und Kollegen, auch von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Arbeitsgemeinschaft kann er viel lernen. Jede Woche werden vom Team einhundert Meter Untergrund vorbereitet, worauf im Anschluss die Gleise verlegt werden. Für die verschiedenen Arbeitsschritte werden meistens Teams von vier Leuten eingeteilt. Als besonders herausfordernd gestaltet sich beim U-Bahn-Bau die Logistik: Um Maschinen und Material zur Baustelle zu bringen, ist das Bohren eigener Eingänge notwendig – diese sind jedoch nur vorübergehend verfügbar, da sie nach einer gewissen Zeit wieder verschlossen werden müssen. Lukas schätzt vor allem das familiäre Miteinander bei Kallinger. „Wenn die Kolleginnen und Kollegen merken, dass du arbeiten willst und bereit bist zu lernen, dann helfen sie dir immer und überall.“ Das war für ihn als Quereinsteiger ganz wichtig. Der frühere Fußballer hat sich in seiner Freizeit mittlerweile mit dem Sportkegeln für eine weniger zeitraubende Sportart entschieden.

Feigl Sascha
Sascha Feigl (39), Polier

Das Unternehmen war Sascha wohl schon in frühen Jahren ein Begriff: Sein Vater war insgesamt 43 Jahre für Kallinger tätig. Nach Abschluss der Tischlerlehre tat Sascha es seinem Vater gleich und startete seinen beruflichen Weg bei Kallinger. Zu Beginn war er als Monteur tätig, nach fünf Jahren übernahm er die Aufgaben eines Vorarbeiters. Nach weiteren acht Jahren wurde er Vizepolier und mittlerweile ist er als Polier für die Baustellenorganisation verantwortlich. „Bei Kallinger wird, soweit es möglich ist, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rücksicht genommen. Manche arbeiten lieber ,drinnen‘, das heißt bei einer U-Bahn-Baustelle, und manche lieber draußen. Außerdem kommen nicht alle gleich gut mit Nachtschichten klar.“ Sascha fühlt sich auf Straßenbahnbaustellen wohl. Natürlich ist er dabei der Witterung ausgesetzt, dafür profitiert er vom Tageslicht unter freiem Himmel. Da Straßenbahnsanierungen oft bei laufendem Betrieb durchgeführt werden müssen, arbeiten er und sein Team häufig während der Stehzeiten der Straßenbahn in der Nacht. Sascha ist schon seit 21 Jahren auf der sogenannten „Strecke Süd“ im Einsatz, deshalb kennt er den Auftraggeber, die Wiener Linien und deren Ansprechpartner/innen, sehr gut. Das erleichtert die Kommunikation. Der Vater von zwei Kindern widmet seine Freizeit gerade ausschließlich der Familie.

Simon Dengler
Simon Dengler (21), Techniker

Simon schloss die HTL mit Fachrichtung Mechatronik ab und hatte im Anschluss drei Monate Zeit bis zum Start seiner Wehrpflicht. Diese Pause wollte er sinnvoll nützen: Entschlossen bewarb er sich auf Empfehlung seines Bekannten Lukas Peska bei Kallinger. Nach den sechs Monaten beim Bundesheer startete Simon als fixer Bestandteil des Kallinger-Teams. Er ist Techniker und wechselt seine Arbeitsstätte zwischen Büro und Baustelle. Da sich alles im innerstädtischen Bereich abspielt, sind die Wege kurz. „Gleich zu Beginn war ich für die Abrechnung des U2-Projektes verantwortlich. Das war viel auf einmal, aber ich habe davon profitiert, dass man mir gleich so viel zugetraut hat – learning by doing.“ Technische Berufe haben ihn schon immer fasziniert. In den ruhigeren Wintermonaten hat Simon andere Aufgaben. Im Moment arbeitet er gemeinsam mit der Unternehmenskommunikation an der neuen Kallinger-Website, die Anfang 2023 online gehen wird. Genau wie sein Kollege Lukas kommt Simon aus Gänserndorf. Er ist dort bei der Freiwilligen Feuerwehr aktiv. Neben wöchentlichen Besprechungen nimmt er einmal im Monat an Übungen teil.

Mattes
Andreas Mattes (28), Bauleiter

Andreas wurde als Bauingenieurwesen-Student auf die Stellenanzeige für einen Teilzeitjob bei Kallinger am Schwarzen Brett des FH Campus Wien aufmerksam. Sein Masterstudium „Eisenbahninfrastrukturtechnik mit Vertiefung Bautechnik“ an der FH St. Pölten absolvierte er wenig später schon neben seiner Vollzeitanstellung als Techniker. Mittlerweile ist Andreas als Bauleiter für die gesamte Baustellenabwicklung verantwortlich. Bei großen Baustellen wie zum Beispiel an der Simmeringer Hauptstraße ist Andreas vor Ort anzutreffen. Er hat aber auch in der Zentrale ein Büro. „Es ist heutzutage sehr schwer, junge Menschen für körperliche Arbeit oder Nachtschichten zu begeistern“, meint Andreas. Dennoch gelingt es auch zur Hochsaison, dass auf den Baustellen zu über 90% Eigenpersonal eingesetzt wird. Besonders schätzt er die Vielseitigkeit an seinem Beruf und die Möglichkeit, Projekte über deren gesamte Dauer von der Kalkulation über die Ausführung bis zur Abrechnung zu betreuen. In seiner Freizeit ist er sportlich und verreist gerne. „Ich genieße es, die Welt kennenzulernen. Während meiner Auslandsreisen lerne ich immer Neues dazu“, freut sich Andreas.

Valentin Pjetri
Valentin Pjetri (32), Vorarbeiter

Valentin ist gelernter Hochbauer. Seinen Beruf hatte er bereits einige Jahre ausgeübt, als er sich nach einer neuen beruflichen Herausforderung umsah. Zufällig hatte sein Nachbar in seinem Heimatort Hartberg (Steiermark) die gleichen Vorsätze – und so starteten die beiden im Jahr 2015 gemeinsam bei Kallinger durch. Valentin ist hauptsächlich im Straßenbahnbau tätig. Er bezeichnet sich selbst als rechte Hand des Poliers. Laut seiner Einschätzung sind bei Straßenbahngleisen rund alle zwanzig Jahre Sanierungsarbeiten nötig. „Die Arbeit am Gleis ist sensationell. Ich möchte nichts anderes mehr machen“, erzählt Valentin mit Begeisterung. „Außerdem ist das Umfeld entspannt und freundlich. Keiner jammert.“ Die Arbeit ist immer abwechslungsreich. Valentin ist hauptsächlich auf Baustellen in Wien im Einsatz. Deshalb hat er sich hier ein Zimmer genommen. Die Wochenenden sowie die freien Tage verbringt er in seiner Heimat. In seiner Freizeit geht er gerne ins Fitnessstudio und im Winter ist er beim Snowboarden anzutreffen.