Ressourcenschonende Bau- und Dämmstoffe gewinnen an Bedeutung. Wer sie innovativ einsetzt, kann Bauzeit und Kosten sparen, Arbeitsbedingungen verbessern und ökologische Akzente setzen. Dafür gibt es spannende Beispiele.
Es gibt viele Gründe, ressourcenschonend zu bauen. Dass es sich auch auszahlt, beweist der oberösterreichische Traditionsbetrieb JOS. ERTL bei einer großen Zahl entsprechender Referenzprojekte. Seit 1882 ist der Traditionsbetrieb mit mittlerweile etwa einhundert Mitarbeitern in Oberösterreich tätig und steht für Kompetenz in Hoch- und Industriebau. Immer häufiger kann das Unternehmen die Stärke seiner Zimmerei in der holzhybriden Bauweise ausspielen und stößt damit auch bei Industrie- und Gewerbekunden auf wachsende Nachfrage. „Nachhaltig gebaute Projekte haben immer eines gemeinsam: einen ökologisch motivierten Bauherren“, weiß Peter Leonhartsberger, Geschäftsführer des SWIETELSKY- Tochterunternehmens, aus eigener Erfahrung. Die Zahl solcher Projekte wächst kontinuierlich.
Kühlhalle mit Holzdach
Das galt auch beim Neubau einer Kühlhalle in Pasching. Die Dimensionen dieses Projektes waren beachtlich: 32 Brettschichtholzträger mit einer Spannweite von bis zu 24 Metern und einer statischen Konstruktionshöhe von 1,4 bis 1,9 Metern tragen eine etwa 3400 Quadratmeter große Holzdachkonstruktion. Noch am JOS. ERTL-Firmenstandort in Hörsching vorgefertigt, kamen die Rippenelemente in Holzbauweise dann auf der Baustelle zum Einsatz. Damit überwog die Holzdachkonstruktion klar gegenüber der Stahlbauausführung im übrigen Hallenteil. Erklärtes Ziel war die Errichtung einer circa 5070 Quadratmeter großen Halle, die durch zwei brandabschnittsbildende Fertigteilwände in drei Klimazonen unterteilt wurde: eine Tiefkühlhalle mit circa minus 28 Grad Celsius und zwei Frischhaltehallen mit 16 Grad beziehungsweise 2 Grad. Das Vorzeigeprojekt für die Firma Transdanubia zeichnet vor allem der konsequent realisierte Nachhaltigkeitsgedanke aus. „Holz hat sehr gute Eigenschaften als Dämmstoff und ist somit ein idealer Werkstoff für Kühlhallen“, so Leonhartsberger, der mit seinem Unternehmen bei diesem Projekt nicht nur für die klassischen Baumeisterarbeiten (Erdbau-, Beton- und Fertigteilarbeiten), sondern auch für den Holzbau verantwortlich war. „Holz besitzt einen niedrigen Wärmedurchgangskoeffizienten und ist für solche Vorhaben besser geeignet als Beton.“ Hinzu kamen die optischen Vorzüge von Holz. Visuell sei ein solches Bauwerk wesentlich attraktiver. „Der Auftraggeber wollte architektonische Akzente setzen und entschied sich zunächst weitgehend für eine Dachkonstruktion in Holz“, so der Bauingenieur. Dazu gesellten sich eindrucksvolle Büroräumlichkeiten in Form eines „Holzschiffs“, das innerhalb der Halle imposant über dem Betonboden schwebt. Diese 325 Quadratmeter sind nun über zwei Stiegenhäuser von der Außenseite erreichbar. Zur Dämmung stattete man den Holzbau mit einem 22 Zentimeter starken Mineralwolldämmkern aus. Holz als Baustoff bewies auch bei diesem Projekt wieder einmal seine Vorteile für eine Dachkonstruktion. Dass Holz leichter als Stahl oder Beton ist, machte man sich zunutze. Ein optimiertes Raumangebot durch eine konstruktiv schlanke Lastableitung wurde verwirklicht. „Mit diesem leichten Baustoff entstand nichts Massives oder Klobiges“, freut sich Leonhartsberger über den reduzierten Ansatz. So wurde der ökologisch ambitionierte Bauherr nicht nur mit einer Rekordbauzeit von lediglich drei Monaten belohnt, sondern auch mit einer schlanken Dimensionierung, die wirtschaftliche Vorteile mit sich brachte.
Minimale Eingriffe für mehr Raum
Mit dem Bau des F&E-Zentrums der Dietmar Nocker Sicherheitstechnik GmbH & Co KG wurde auch in Linz ein nachhaltiger Firmenstandort errichtet, in dem Fall für Notbeleuchtungssysteme. Die Herausforderung bei diesem Bauvorhaben lag darin, dass bereits ein Bestandsgebäude vorhanden war. „Ein idealer Anwendungsfall für die Holzhybridbauweise“, freut sich Ingenieur Leonhartsberger. Diese wurde bei der Büroaufstockung angewendet und auch im Neubau fortgesetzt. „Bei einer Bestandsaufstockung ist klar, dass man nicht endlos Last auftragen kann, sondern ab einem bestimmten Punkt das Bestandsgebäude bis zur Gründung aufstemmen und verstärken beziehungsweise die Fundamente vergrößern muss.“ Genau das wurde mit Hybridtechnik minimiert und so konnten auch hier Kosten vermieden werden. Das Ergebnis spricht für sich: minimaler Bestandseingriff für den Gewinn von zusätzlichem Raum. Bauen mit Köpfchen eben. Die Kombination aus konstruktivem Stahlbau und Brettsperrholzbau erwies sich als perfektes System. So wurden die Hauptgebäude durch ein komplexes Dachtragwerk mit Brettschichtholzträgern mit Spannweiten von bis zu 27 Metern miteinander verbunden. Insgesamt wurden knapp vierzehn Tonnen Stahl und 130 Kubikmeter Brettschicht- und Brettsperrholz verbaut. Auch die raumakustischen Vorteile sprachen für die Verwendung von Holz. „Es bricht den Schall besser“, weiß Leonhartsberger. Damit sei auch eine angenehme Raumatmosphäre für Mitarbeiter gegeben. „Man fühlt sich wohl, wenn man von Naturbaustoffen umgeben ist.“
Schafwolle als Dämmstoff
Ein wahres Leuchtturmprojekt im Segment nachhaltiger Bautechnik ist die neue Produktionshalle der Firma Lehner Wolle in Waizenkirchen. Der ökologische Betrieb wollte seine Werte auch bautechnisch berücksichtigt sehen. Wolle als Gebäudedämmstoff lag neben dem nachwachsenden Baustoff Holz auf der Hand. Mit der Schafwolldämmung wurde das eigene Produkt auf Wunsch des Auftraggebers im Bau integriert. „Leider ist diese Art der Dämmung noch wenig verbreitet. Sie leidet unter dem Dilemma, dass Dämmung nicht sichtbar und somit dem Kunden die gegenüber herkömmlichen Dämmstoffen etwa dreifachen Mehrkosten selten wert ist“, erklärt der JOS. ERTL-Geschäftsführer, der auch dieses Projekt mit seinem Team umgesetzt hat. „In Amerika und Neuseeland hingegen verzeichnet dieser Dämmstoff bereits moderates Wachstum.“ In Österreich sei das Produkt vor allem bei ökologisch motivierter Klientel im Einfamilienhausbau gefragt.