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Schneewittchen und die fünf Zwerge

11.04.2023, Lesezeit 4 Minuten
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Im zweiten Wiener Gemeindebezirk entsteht gerade eines der höchsten Wohnhäuser Österreichs.

Ja, richtig gelesen. In dieser Geschichte gibt es nur fünf Zwerge. Wo die übrigen zwei abgeblieben sind, wird in den nächsten Zeilen aufgeklärt. Aber zunächst zum Wesentlichen: Die SWIETELSKY-Filiale Hochbau Wien baut in einer ARGE das höchste Wohnhaus im Nordbahnhofviertel. In der Taborstraße 111 wurde anlässlich der Grundsteinlegung eine plakative Zeitkapsel präsentiert, die den Beitrag des Hauses zur Erreichung der Klimaziele 2040 dokumentiert. Sie wird im rund einhundert Meter hohen Wohnhochhaus ausgestellt. Chapeau den Ideengeberinnen und Ideengebern! Eine Story, wie sie die Brüder Grimm sich nicht besser hätten ausdenken können. Zurück also im Land der Erzählungen, wo Architekt Bevk Perović im geplanten Projekt ursprünglich acht Türme auf dem Areal vorgesehen hatte; sieben mit sechzig bis achtzig Metern (die „Zwerge“) und eines mit fast einhundert Metern (eben „Schneewittchen“). Wie das Leben aber so spielt, werden es nun allerdings nur fünf „Zwerge“.

Märchenhaft schön

Atemberaubend der Anblick von unten, ist auch der Ausblick aus luftiger Höhe in nunmehr umgesetzten 97 Metern. Die märchenhafte Erscheinung des Objekts ist der Architektur geschuldet: Mit seinen leichten Kurven und der mehrseitigen Ausrichtung fängt die Konstruktion das Sonnenlicht ein, die abgerundeten Kanten und die aufgelöste Fassade entgegnen der geforderten Dichte mit einer eleganten, feinen Leichtigkeit. Die Abtreppung der obersten vier Geschosse soll nochmals die Position des Schneewittchens – nämlich in der Prestigelage des Nordbahnhofviertels – betonen. Die Ecke zur freien Mitte hin wird durch ein zusätzliches Geschoss bekräftigt und dadurch eine Torwirkung zum Park ermöglicht.

Platz für Fantasie

Auf 29 Etagen entstehen 295 Mietwohnungen von 41 bis 101 Quadratmetern. Die Zimmerzahl reicht von eins bis vier. Zudem verfügt jede Wohnung über einen Freiraum. Neu ist, dass bei der Planung Erfahrungen aus der Pandemie übernommen werden. So wurde auch an Platz für Homeoffice und Co. gedacht. Im Erdgeschoss wird ein großzügiger Eingangsbereich errichtet, der Platz für Gastronomiebetriebe sowie Geschäftsflächen bietet, die der Nahversorgung der neuen Bewohner/innen dienen. Hinzu kommen Gemeinschaftsräume, eine Gemeinschaftsterrasse und ein Kinderspielplatz. Eine Tiefgarage sowie Kinderwagen- und Fahrradabstellräume sind ebenfalls vorgesehen. Das Wohnhochhaus liegt direkt an der sogenannten „Freien Mitte“, dem Herzstück des Nordbahnviertels mit Wohnungs- und Freizeitangebot. Eine gute Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel ist ebenfalls gegeben. In einem angrenzenden Gebäude werden auf sechs Geschossen 32 moderne Loftwohnungen von fünfzig bis 105 Quadratmetern realisiert.

Clevere Stromnutzung

Das Hochhaus und das Loftgebäude wurden nachhaltig von den Architekturbüros Bevk Perović Arhitekti (Schneewittchen) und StudioVlayStreeruwitz (Loft) geplant. Geboten wird eine zentrale, über Fernwärme bzw. -kälte versorgte Heizung und Kühlung – inklusive Bauteilaktivierung. Zudem können mittels Fotovoltaikanlagen auf den Dächern jährlich rund zehn Tonnen an CO2 eingespart werden. Besondere Bedeutung kommt der Energiegemeinschaft aller Häuser der Wiener Städtischen im Nordbahnviertel zu. So werden die Mieter/innen der neuen Mietwohnungen und Lofts am Wochenende vom Strom des Christine-Nöstlinger-Bildungscampus profitieren. Hingegen geht der nicht genutzte Strom der Mieter/innen während der Woche an die Schule. Für ein gutes Mikroklima soll eine umfangreiche Dachbegrünung des Hochhauses sorgen. Dabei erfüllt das Gebäude die Anforderungen gemäß der EU-Taxonomie-Verordnung und strebt damit eine Klimaaktiv-Gold-Zertifizierung an.

Schon aus der Ferne sichtbar

Das Bauprojekt stellt das prominenteste Gebäude im Nordbahnviertel dar: „Unser Schneewittchen ist ein Leuchtturmprojekt, das aus der Ferne ebenso wie aus unmittelbarer Nähe urbane Offenheit sowie gemeinschaftliche Nutzungen und den Charakter des Nordbahnviertels repräsentiert. Was mich besonders freut, ist, dass es uns mit diesem Gebäude gelungen ist, Nachhaltigkeit und preiswertes Wohnen auf ideale Weise miteinander zu verbinden“, zeigt sich Christine Dornaus, Vorstandsdirektorin der Wiener Städtischen, zufrieden. Die Fertigstellung ist für Anfang 2025 geplant.

Das Nordbahnhofviertel

… ist ein Stadtentwicklungsgebiet im zweiten Wiener Gemeindebezirk, der Leopoldstadt, und wird in mehreren Etappen errichtet. Dabei handelt es sich um ein von den Österreichischen Bundesbahnen für den Bahnbetrieb nicht mehr benötigtes, etwa 75 Hektar großes Frachtenbahnhofsgelände des ehemaligen Nordbahnhofs, auf dem seit den 1990er-Jahren sukzessive ein neuer Stadtteil entsteht.

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