Hygge – diesen Begriff hat wohl schon so manche/r auch in Österreich gehört. Denn wer sich für trendige skandinavische Design- und Wohnkultur interessiert, der weiß: Hygge ist der dänische Begriff für Gemütlichkeit und Wohlbefinden. Er steht für Entspanntheit und das genaue Gegenteil einer lärmenden, stressigen Welt. Doch was hat dieses Wort mit der Unternehmenskultur von Swietelsky Rail Danmark zu tun und mit dem oft harten und herausfordernden Bahnbau-Business in Europas Norden? Das verraten Harold Korts und Benjamin Jensen von Swietelsky Rail Danmark bei einem sehr relaxten Gespräch.
„Hygge darf man nicht automatisch nur mit Gemütlichkeit gleichsetzen“, erklärt Harold Korts, der ursprünglich aus den Niederlanden stammt und inzwischen seit über sechs Jahren als General Manager an der Spitze von Swietelsky Rail Danmark im kleinen, beschaulichen 2200-Einwohner-Örtchen Glumsø steht. „Denn der Begriff Hygge, so wie wir Dänen ihn definieren, bedeutet noch weitaus mehr. Er hat auch viel mit persönlichem Wohlbefinden zu tun, mit Sorgfalt, Respekt und Hilfsbereitschaft, kurz gesagt: mit einem rücksichtsvollen und achtsamen menschlichen Miteinander, das dafür sorgt, dass es nicht nur manchen, sondern allen gemeinsam gut geht. Und das ist uns als Unternehmensphilosophie auch bei unserer Arbeit bei SWIETELSKY besonders wichtig.“
„Wir Dänen sind dafür bekannt, dass Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im weltweiten Vergleich bei uns zu den glücklichsten zählen und dass wir auch generell am zufriedensten mit unserem Leben sind“, erzählt dazu auch Benjamin Jensen, der ursprünglich Philosophie studiert hat und deshalb als Qualitätsmanager bei Swietelsky Rail Danmark auch einiges von der Qualität menschlichen Wohlbefindens versteht. „Das hängt in vielerlei Hinsicht zum Beispiel mit der langen Tradition unserer Demokratie und unserer Gleichberechtigung zusammen, die deutlich über dem Durchschnitt des Gender Equality Index der EU liegt. Und es ist auch ein Resultat unseres hervorragend funktionierenden Sozialstaats und unseres guten Bildungssystems, das für eine gleichmäßige Verteilung der Qualifikationen und für ausgewogene Chancen für Männer und Frauen in der Arbeitswelt sorgt – eben das, was in aller Welt als das ‚dänische Modell‘ bekannt ist und worum uns viele Länder beneiden.“
„Dafür, dass wir für unser ,dänisches Modell‘ gemeinsam mit Schweden die höchsten Steuern Europas zahlen, beneidet uns die Welt vielleicht schon weniger“, lacht Harold Korts. „Doch das sorgt wiederum für eine faire, effiziente Umverteilung und ein gleichmäßiges Wohlstandsniveau – und diese grundsätzliche Zufriedenheit ist wiederum einer der Gründe für unsere sehr weltoffene und tolerante Lebensgrundhaltung in Dänemark. Diese sorgt auch bei uns dänischen SWIETELSKYS dafür, dass wir hier in einem relativ jungen und sehr multinationalen Team mit einem ausgewogenen Verhältnis von Männern und Frauen sehr harmonisch kooperieren – und das, obwohl bei uns Menschen aus den unterschiedlichsten Nationen zusammenkommen, wie Schweden, Dänemark, den Niederlanden, Australien, Polen, Deutschland, Österreich und Rumänien. Gemeinsam mit unserer Hygge-Philosophie haben wir allerdings noch ein zweites kleines Geheimnis, warum die Zusammenarbeit bei uns so gut klappt: Wir essen sehr gerne und oft im Team miteinander. Und da Essen ja Menschen bekanntlich besonders nahe zusammenbringt und für intensive, angenehme Kommunikation sorgt, hat unser gemeinsames Freitagsfrühstück bei SWIETELSKY schon lange Tradition. Wer schon mal das Wort Smørrebrød gehört hat und weiß, wie vielfältig diese sein können, der kann sich vorstellen, was es da so alles an dänischen Köstlichkeiten gibt.“
Ein freundschaftliches Miteinander am Arbeitsplatz, rundum angenehme Kolleginnen und Kollegen, eine konsequent eingehaltene 37-Stunden- Woche, bei der Überstunden eher als Unsitte gesehen werden, Feierabend pünktlich um 16 Uhr, am Freitag schon gegen Mittag, und ein Land, in dem Stil, Design, Lebensart und ein kultiviertes menschliches Miteinander eine zentrale Rolle spielen – ist Dänemark etwa das absolute Paradies für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer? Und verträgt sich das Hygge-Prinzip überhaupt mit dem oft sehr fordernden und zeitkritischen Business des Bahnbaus? „Nur weil wir die Dinge hyggelig, also entspannt angehen, heißt das noch lange nicht, dass wir nicht auch äußerst produktiv und leistungsorientiert sein können“, sagen dazu Harold Korts und Benjamin Jensen. „Denn erstens beweisen anerkannte wissenschaftliche Studien, dass Menschen, die sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, deutlich effizienter sind. Und zweitens zeigt schon das umfangreiche Arbeits- und Projektpensum, das wir 2024 erfolgreich bewältigt haben, was hohe Effizienz bei uns tatsächlich bedeutet.“
Denn da der dänische Eisenbahn-Infrastrukturbetreiber Banedanmark die Ausführung und Instandhaltung des Eisenbahnsystems komplett an private Unternehmen auslagert, hat Swietelsky Rail Danmark allein in diesem Jahr drei größere und viele kleinere Projekte sowie vier laufende Wartungsverträge abgewickelt: etwa den landesweiten Gleisstopfvertrag bis Ende 2026, der rund 600 Stopfschichten pro Jahr vorsieht, oder auch den Instandhaltungsvertrag für die Oberleitungen im Osten Dänemarks sowie den Auftrag für die Gleisinstandhaltung im südlichen Teil Jütlands und die Gleisinstandhaltung in den Werkstätten der Dänischen Staatsbahn, wo die Züge gewartet werden.
Hinzu kommen aufwendige Projekte wie die Gleiserneuerung und der Austausch des Unterschotters auf der Strecke Roskilde–Ringsted mit 27 Kilometern Bettungsreinigung und 34 Kilometern Gleiserneuerung oder der Austausch von 7,5 Kilometern Unterschotter sowie 16 Kilometern Bettungsreinigung auf der Strecke Slagelse–Korsør.
„Darüber hinaus“, so sagt Harold Korts, „haben wir beispielsweise auch einen Planungs- und Bauauftrag für die nach dem dänischen König Frederik IX. benannte Brücke zwischen Nykøbing Falster und Sundby. Dort müssen wir ca. 200 Meter feste Fahrbahn herstellen, sieben Weichen austauschen, 4,4 Kilometer Gleise bauen, Gleise auf einer Klappbrücke verlegen und zwei Dehnungsfugen einbauen – doch auch das klappt hyggelig einfach viel besser. Deshalb sind auch die SWIETELSKY-Maschinistenteams aus Österreich, die oft bei uns arbeiten, meist erstaunt, wie relaxt und trotzdem flott es auf unseren Baustellen zugeht. Und auch SWIETELSKY-CEO Peter Krammer war neulich bei einem Dänemark-Besuch bei uns sehr angenehm beeindruckt. Denn von der Gemütlichkeit verstehen die Österreicher ja auch so einiges – aber wenn es darum geht, sie am Arbeitsplatz in ein sehr positives Effizienz- und Fairnessprinzip zu verwandeln, haben wir Dänen wohl doch die Nase etwas weiter vorn.“